Ist die Stromrechnung nicht ganz geheuer, dann kommen sie um zu helfen. Die Stromsparhelfer des Stromspar-Check Kommunal greifen einkommensschwachen Haushalten unter die Arme. Sie sind in über 200 Kommunen von NRW unterwegs.

Bepackt mit einem  großen Metall-Koffer, bewaffnet mit komplizierten Messgeräten und voller Elan treten Edith Henrichs und Markus Jakobs morgens ihren Dienst an. Die beiden kommen Zoltan Kircsak zu Hilfe – seine Stromrechnung ist mit rund 80 Euro im Monat viel zu hoch, deshalb hat er bei der Caritas in Krefeld um den kostenlosen Stromspar-Check gebeten. Freudig begrüßt er an diesem Morgen die beiden Stromsparhelfer schon im Flur – dann geht es direkt ans Eingemachte.

„Wie lange duschen sie? Wie häufig kochen sie? Wie oft sind die Lampen in ihren Zimmern an?“ – Stromsparhelfer Markus Jakobs will es von Zoltan Kircsak genau wissen, denn nur so kann er das monatliche Einsparpotential errechnen. Vier Mal die Woche wird gekocht, vier Mal die Woche geduscht und die Spülmaschine verrichtet ebenso ihren Dienst etwa vier Mal die Woche: „Ich bin zu faul zum abspülen“, gibt der Alleinstehende zu. Das sehen Jakobs und Henrichs unproblematisch. Spülmaschinen seien in der Regel sowieso sparsamer, als das Spülen von Hand. Auch Energiesparlampen finden sie in fast allen Fassungen. Kircsak versucht bereits Strom zu sparen.

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Zoltan Kircsak gibt Stromsparhelfer Markus Jakobs eine Übersicht über seine Stromrechnung.

Energiesparlampen hat er bereits viele in seiner Wohnung installiert.

Energiesparlampen hat er bereits viele in seiner Wohnung installiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30 Euro sparen für Ausschalten statt Standby

Im Schlafzimmer entdecken die Stromexperten dann den ersten Grund für den hohen Stromverbrauch. „Das ist ein Stromfresser, dass sehe ich jetzt schon“, ruft Henrichs aus, als sie den riesigen Fernseher erblickt. „Der hat noch einen Rückstrahlprojektor, die Dinger sind böse“, pflichtet ihr Kollege ihr bei. „Aber schauen sie sich doch das gute Bild an“, argumentiert der Bewohner – er will sich unter gar keinen Umständen von seinem Gerät trennen, das er teilweise auch zum Einschlafen anlässt. Auch sein PC ist ihm heilig: „Den Computer kann ich nicht weniger nutzen, er ist mein Draht zur Außenwelt“.

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Der 57-Jährige hängt an seinem Fernseher.

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Jakobs errechnet den Verbrauch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Stromsparhelfer zeigen Verständnis. Sie sind schließlich nicht hier, um seinen Alltag umzudrehen, sondern nur, um ihn zu kleinen Verhaltensänderungen zu motivieren. „Es geht ja auch nur um den Standby-Modus. Wenn der Computer aus ist, sollte er ganz aus sein“, erklärt Edith Henrichs. Fast 30 Euro an Stromkosten könnte er im Jahr sparen, wenn er seine drei Geräte: Fernseher, Computer und Radio, statt sie in den Standby-Modus zu versetzen, vom Netz trennen würde. Die Strom-Expertin empfiehlt eine Mehrfach-Steckdose mit Ausschalttaste: „Und falls sie sich doch mal einen neuen Fernseher zulegen, rate ich ihnen zu einem LED-Gerät. Auch Plasma- und LCD-Geräte sind sehr teuer im Verbrauch.“ Diese bräuchten oft rund 300 Watt, ein LED-TV in derselben Größe aber nur 30 bis 35 Watt.

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Die beiden Stromsparhelfer messen den Wasserdurchfluss sowie den Stromverbrauch der Elektro-Geräte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem die Stromsparhelfer auch den Wasserdurchfluss, die Kühlschranktemperatur und alle anderen Geräte in der Wohnung des 57-Jährigen durchgecheckt haben, lassen sie ihm die passenden Soforthilfen: LED-Lampen für die Dunstabzugshaube und das Schlafzimmer sowie einen neuen Duschkopf mit fünf Einstellungen da. Einige ihrer Tipps setzt Kirscak direkt um: er stellt die Waschmaschine von 60 auf 40 Grad um. Wenn er seine Wäsche zwei Mal die Woche 20 Grad kälter wäscht, spart er 15 Euro im Jahr. Die modernen Waschmittel würden bei einer geringeren Waschtemperatur ebenfalls einen hohen Wirkungsgrad erreichen, erklären ihm die Stromsparhelfer.

Trockner sind Stromfresser

Dann eilen sie schon weiter zu ihrem nächsten Haushalt. Cindy Weiss erwartet sie mit ihrem Kleinkind auf dem Arm. Während der kleine Blondschopf durch die Zimmer fegt, suchen die Stromsparhelfer gemeinsam mit der jungen Mutter nach einer Möglichkeit, ihre Stromrechnung zu senken. Erstes Angriffsziel: der Kühlschrank. Beim Messen der Temperatur im Gefrierfach stellt Edith Henrichs sofort fest: „Minus elf Grad sind zu warm. Minus 17 Grad sollte der schon haben, wegen des Erhalts der Lebensmittel.“

Das Gefrierfach ist zu warm: ein Kühlschrankthermometer lohnt sich.

Das Gefrierfach ist zu warm: ein Kühlschrankthermometer lohnt sich.

Schnell ist der etwas versteckte Regler am Gefrierschrank gefunden, mit dem sich die Temperatur einstellen lässt. Die Helfer lassen ein Kühlschrankthermometer in dem Haushalt, so kann Cindy Weiss in Zukunft selber die Temperatur überprüfen. Weiter geht es in das Badezimmer und das Kinderschlafzimmer. „Der CD-Player mit Kindermusik läuft schon mal leise die ganze Nacht durch, weil der Kleine sonst nicht schlafen kann“, sagt die Mama besorgt. Aber nach dem Messen des Stromverbrauches geben die Stromsparchecker Entwarnung: mit 1,4 Watt im Standby- und 6,1 Watt im Spiel-Betrieb verbraucht die kleine Musikanlagen nur wenig. Auch die Spielekonsole kostet nur rund 50 Euro Strom im Jahr.

Das Spielen auf der Konsole kostet die junge Mutter rund 50 Euro im Jahr. Auch die kleine Stereoanlage für das Kind ist nicht hoch im Verbrauch.

Das Spielen auf der Konsole kostet die junge Mutter rund 50 Euro im Jahr. Auch die kleine Stereoanlage für das Kind ist nicht hoch im Verbrauch.

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Ein Verbrauchswert schießt bei der jungen Bewohnerin jedoch durch die Decke: „Der Trockner frisst 212 Euro im Jahr“, rechnet Henrichs vor. Cindy Weiss zeigt sich leicht schockiert über den Betrag. Sie hätte nicht erwartet, dass Wäschetrocknen so teuer ist. An Dingen wie dem regelmäßigen Kochen für die Familie kann und will sie nicht sparen, den Trockner wird sie in Zukunft nur noch in Notfällen anmachen.

Mehr Geld für den Kühlgerätetausch

Auch in den kommenden drei Jahren strömen wieder 336 Stromsparhelfer in NRW aus, um rund 44.000 Stromspar-Checks durchzuführen. Bis zum Ende des Projektzeitraumes 2019 sollen NRW-weit rund 2.400 Kühlgeräte getauscht werden. Da in der vergangenen Projektphase der Kühlgerätetausch deutlich hinter der Zielformulierung geblieben ist, erhalten die Haushalte in der neuen Projektphase mehr Geld für ein neues Gerät. Wer seinen alten gegen einen neuen A+++-Kühlschrank tauscht erhält nun zusätzlich zu der Tauschprämie vom Bundesministerium von 150 Euro eine Prämie vom Land im Rahmen des „Stromspar-Check Kommunal – NRW Spezial“: 50 Euro zusätzlich erhält ein Einpersonenhaushalt, 100 Euro zusätzlich ein Zweipersonenhaushalt, 150 Euro ein Dreipersonenhaushalt und 200 Euro extra bekommen Haushalte mit vier oder mehr Personen. So können sich mehrköpfige Familien in Zukunft größere Kühlgefrier-Kombinationen, die noch immer in einem Preissegment zwischen 400 und 800 Euro liegen, leisten.

Es ist prognostiziert, dass die Kommunen langfristig durch das Projekt rund 140 Euro und der Bund rund 120 Euro pro Haushalt sparen werden.

Wer einen Stromspar-Check bei sich durchführen lassen, kann auf der Webseite http://www.stromspar-check.nrw/wo-gibt-es-den-stromspar-check/ Stromsparhelfer in der Nähe finden.